Am 26. und 27. September 2019 fand in Münster das Forum Citizen Science statt. Wie in den letzten Jahren schon bot es den Teilnehmenden auch diesmal eine bunte Plattform für Austausch, Diskussion und Vernetzung. Das Motto der Veranstaltung lautete: „Die Zukunft der Bürgerforschung“. Eingeladen hatten die Initiative „Wissenschaft im Dialog“, das Museum für Naturkunde Berlin und die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU). Ich habe an der Tagung teilgenommen und mich auf vielfältig Weise inspirieren lassen.
Citizen Science bzw. Bürgerforschung hat in Deutschland eine Zukunft. Das gemeinsame Forschen von Wissenschaft und Gesellschaft zu bestimmten Fragestellungen entwickelt sich immer weiter. Davon konnte ich mich während der zwei Tage in Münster auf vielfältige Weise überzeugen. Doch es sind auch noch einige Schritte in diese Richtung zu tun.
Citizen Science wird gefördert
In seinem Grußwort zum Forum wies Matthias Graf von Kielmannsegg vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf die wachsende Bedeutung der Bürgerforschung hin. Sie leiste einen wichtigen Beitrag, Wissenschaft für ein breites Publikum erfahrbar und begreifbar zu machen, so von Kielmannsegg. Er verkündete in diesem Zusammenhang, dass das BMBF die Citizen Science Plattform „Bürger schaffen Wissen“ auch in Zukunft unterstützen werde. Geplant sei aber auch, weitere Förderrichtlinien zu veröffentlichen, um die Bürgerforschung in Deutschland noch weiter zu bestärken, betonte der Vertreter des BMBfs.
Dass Citizen Science nicht nur von politischer Seite gefördert wird, sondern auch von den Hochschulen selbst, zeigte der „WWU-Citizen-Science-Wettbewerb“. Der Wettbewerb war im Vorfeld des Forums an der Universität in Münster durchgeführt worden, um bürgerliches Engagement in der Forschung zu fördern.
Zu den Gewinner-Projekten gehört das Projekt „Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene“. In diesem Citizen Science Projekt geht es unter anderem darum, eine rund 5000 Jahre alte Grabanlage mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern sowie 3D-Technik virtuell wiederaufzubauen. Das Projekt-Team kann sich dabei über ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro freuen.
Citizen Science braucht ein Forum, Standards und Vertrauen
Auch wenn sich Politik und Hochschulen dafür engagieren, Citizen Science bzw. Bürgerforschung stark zu machen: Mein Eindruck ist, dass der Weg ist noch nicht zu Ende ist. Es gibt noch Herausforderungen zu bewältigen. Eine davon hat mit wissenschaftlichen Standards zu tun. Darauf wies zum Beispiel der Professor für Philosophie, Michael Quante, in seiner Key-Note zur Eröffnung des Forums hin.
Quante machte deutlich, dass Bürgerforschung nicht frei von Standards sein dürfe. Geltende Bewertungsmaßstäbe würden sich jedoch verändern, wenn sich Wissenschaft für Gesellschaft öffne. Dies sei für die Wissenschaft manchmal nicht einfach hinzunehmen. Doch Quante, der zugleich Prorektor für Internationales und Transfer der WWU Universität Münster ist, macht auch Mut und betont: „Mauern zwischen Gesellschaft und Wissenschat sind nicht sinnvoll.“
Damit weitere Mauern fallen, können alle Beteiligten einen Beitrag leisten. Das zeigten auch die vielfältigen Workshops im Programm des Forums. Dabei waren die Kommunikation und das Vertrauensverhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft immer wieder Themen für angeregte und anregende Diskussionen. Es wurde intensiv darüber gesprochen, wie man eine gemeinsame Augenhöhe herstellt oder eine gemeinsame Sprache in den Projekten findet. Denn dies, da waren sich die Akteurinnen und Akteure vor Ort weitgehend einig, sind wichtige Erfolgsfaktoren.
Citizen Science – Ein weites Feld, das Spaß macht
Ebenfalls ein Bestandteil der Tagung war der Markt der Möglichkeiten. Hier haben sich die unterschiedlichsten Citizen Science Projekte mit Postern und Ausstellungsstücken vorgestellt. Es ging um Nachtigallengesang („Forschungsfall Nachtigall“), Musik („Jazz is Life“) oder die Vermeidung von Lebensmittelabfällen („FoodLabHome“).
Andere Projekte stellten selbstentwickelte Sensoren vor („Citizen Sensor“) oder einen Beitrag, wie man das Leben auf dem Land verbessern kann („münster.land.leben.“). Auch unser TeRRIFICA-Projekt war in Münster vor Ort.
Wie gesagt, ich habe mich auf vielfältige Art und Weise inspirieren lassen. Jetzt überlege ich, wie man den einen oder anderen Ansatz für den Wandel unseres Food Systems nutzbar machen kann. Vorschläge nehme ich gerne entgegen. Weitere Ideen und Projekte gibt es übrigens auch auf der Webseite „BürgerSchaffenWissen.de“.
Zum Schluss möchte mich noch bei den vielen Menschen bedanken, die das Forum Citizen Science in Münster möglich gemacht haben. Und auch für die vielen offenen Gespräche, die ich führen konnte. Gerne nehme ich wieder am Forum teil, gerne schon im kommenden Jahr.