Bonn hat viele Sehenswürdigkeiten. Das historische Haus Carstanjen im Süden Bonns gehört mit Sicherheit dazu. Es beherbergt seit diesem Jahr das „Wissenszentrum für Nachhaltige Entwicklung der Fortbildungsakademie des Systems der Vereinten Nationen“ (UNSSC). Im August bot es außerdem den Rahmen für die UN Sommerakademie „Zukunft nachhaltig gestalten“. Rund 50 Teilnehmende aus 30 Ländern sprachen dort über Ziele und Strategien der Nachhaltigkeit. Ich konnte daran teilnehmen.
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Die UN Sommerakademie fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Bonn statt. Thematisch im Mittelpunkt stand die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die am 25. September 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York verabschiedet wurde. Die zentralen Leitgedanken der Agenda – Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaften – sowie die darin benannten 17 Entwicklungsziele (SGDs) waren Ausgangspunkt für zahlreiche interessante Gespräche und Vorträge.
Eins war dabei zu spüren: An die Entwicklungsziele sind große Erwartungen geknüpft. Schließlich sind sie maßgebliche Leitlinien auf dem Weg zu weniger Armut und mehr Menschenwürde für die nächsten rund 15 Jahre.
Nicht nur in den traditionell als Entwicklungsländer bezeichneten Ländern, sondern auch in den Ländern Europas und bei uns Deutschland. Dies machte Imme Scholz vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in ihrem Beitrag während der Sommerakademie deutlich. Sie argumentierte, dass im Sinne der Agenda 2030 auch Deutschland ein Entwicklungsland sei. Dabei verwies sie unter anderem auch auf die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, die künftig stärker von den Zielen der Agenda 2030 geprägt sein werde.
Überlegungenfür eine nachhaltigere Zukunft auf Länderebene stellte Marc-Oliver Pahl vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen (MKULNV) vor. Er zeigte, wie die 17 Entwicklungsziele in der Nachhaltigkeitsstrategie NRWs verankert sind.
Unternehmen für nachhaltige Entwicklung von großer Bedeutung
Aber die Entwicklungsziele dienen nicht nur als Leitlinie für politisches Handeln. Ein Leitgedanke der Agenda 2030 ist es, Partnerschaften einzugehen, um gemeinschaftlich zu handeln. Dabei spielt der private Sektor eine ganz große Rolle. Ausdrücklich richten sich die Erwartungen der Vereinten Nationen deshalb auch an die Unternehmen:
„[…] fordern alle Unternehmen auf, ihre Kreativität und Innovationsstärke zugunsten der Lösung der Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung einzusetzen.“ (Quelle: Agenda 2030)
Viele Unternehmen setzen das bereits um und haben Nachhaltigkeitsprinzipien in ihre Unternehmensstrategien integriert. Sie kommunizieren das in ihren Nachhaltigkeitsberichten. Es ist davon auszugehen, dass diese Form der Nachhaltigkeitskommunikation künftig noch zunehmen wird.
Globales Denken und lokales Handeln
Aber darüber dürfen wir nicht vergessen: Letztlich kommt es darauf an, was vor Ort umgesetzt wird. Die Erzählungen und Vorträge der an der UN Sommerakademie Teilnehmenden aus Wissenschaft, Ministerien, UN Organisationen, NGOs und Unternehmen haben die Dringlichkeit und die Notwendigkeit dafür eindrücklich unterstrichen.
Der Arzt aus Afghanistan, die Unicef Mitarbeiterin aus Äthiopien oder die amerikanische Professorin für Innovation und Management: Sie alle veranschaulichten die vielen Aspekte der Nachhaltigkeit. Sie erinnerten auch daran, dass Nachhaltigkeit mehr ist als Umwelt- und Klimaschutz. Soziale Aspekte wie Gleichberechtigung der Geschlechter oder gerechte Bildungschancen spielen eine ebenso wichtige Rolle. Und auch ökonomische auf Wohlstand und Innovation ausgerichtete Ziele nehmen in der Nachhaltigkeitsdebatte einen großen Raum ein.
Fazit der Sommerakademie: Die Ziele sind klar, aber der Weg noch weit
Dennoch: Auch wenn schon viel passiert, der Weg zu einer nachhaltigeren Welt ist noch lang. Auch wenn die Agenda 2030 mit ihren Zielen eine grobe Richtung vorgibt, sind noch viele Schritte zu tun.
Damit die Nachhaltigkeitsziele nicht nur Wunschdenken bleiben, ist jeder von uns aufgefordert, eigene Schritte zu gehen. In Anlehnung an das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry „Ein Ziel ohne Plan ist ein Wunsch“ haben die Organisatorinnen und Organisatoren der UN Sommerakademie alle Teilnehmenden zu konkreten persönlichen Zielen und eigenen Plänen für eine nachhaltigere Zukunft ermutigt. Damit ging die Veranstaltung dann auch zu Ende.
Mein Fazit der UN Sommerakademie 2016
Mit der UN Sommerakademie 2016 haben die Verantwortlichen ein großartiges und inspirierendes Forum geschaffen. Sie haben das historische Haus Carstanjen mit ihren Ideen und ihrem Engagement in einen Ort verwandelt, von dem aus in die Zukunft gedacht werden kann. Ich fand das sehr eindrucksvoll und habe viel davon mitgenommen. Vielen Dank dafür.
Wer übrigens eigene „Nachhaltigkeitsziele“ formulieren möchte. In meinem Beitrag über die SMART-Formel kann man nachlesen, wie smarte Ziele formuliert werden. Viel Spaß dabei.